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Maserninfektion löscht Immungedächtnis

Maserninfektion löscht Immungedächtnis

Ein Forschungsteam des Paul-Ehrlich-Instituts beschreibt die immunologischen Mechanismen, die nach einer Infektion mit dem Masernvirus das Immunsystem für Jahre schwächen.

Masern sollten längst ausgerottet sein – stattdessen nehmen die Fälle in Europa wieder zu. Verantwortlich hierfür sind vor allem fünf Länder, darunter Deutschland, in denen Übertragungen endemisch – also innerhalb der Bevölkerung – stattfinden.

Es ist bekannt, dass Maserninfektionen nicht nur schwer oder sogar tödlich verlaufen können, sondern zusätzlich das Immunsystem schwächen. Das führt häufiger zu Folgeinfektionen wie bakteriell bedingten Lungen- oder Mittelohrentzündungen. Eine im Vereinigten Königreich (UK) durchgeführte Studie wies nach, dass bei zehn bis 15 Prozent der Kinder noch fünf Jahre nach einer Maserninfektion das Immunsystem deutlich beeinträchtigt war.

Prof. Klaus Cichutek (Quelle: M. Reiss / Paul-Ehrlich-Institut)

Eine Impfung verhindert nicht nur eine Maserninfektion, sondern auch die damit verbundene Schädigung des Immungedächtnisses – und schützt so vor weiteren Infektionskrankheiten und deren schweren Verläufen.

Prof. Klaus Cichutek , Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Veronika von Messling, bis September 2018 Leiterin der Abteilung Veterinärmedizin, haben innerhalb des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) gemeinsam mit Forschenden aus UK und den Niederlanden untersucht, welche Mechanismen zu dieser Immunsuppression führen.

Hierzu analysierten sie die Rezeptorvielfalt der Immunzellen und die Entwicklung der für das Immungedächtnis wichtigen B-Gedächtniszellen. Diese merken sich nach einer Infektion oder einer Impfung das Profil des Erregers und verhindern eine Erkrankung. Je vielfältiger die B-Zellen sind, desto besser kann der Körper sich gegen verschiedene Krankheiten wehren. Während die genetische Zusammensetzung und Vielfalt der B-Zellen bei Personen ohne Maserninfektion und bei Geimpften stabil blieb, war bei etwa zehn Prozent der mit Masern infizierten Personen die Vielfalt der Immunzellen stark eingeschränkt. Zudem wiesen mehr immunologisch unreife B-Zellen auf eine beeinträchtigte B-Zellreifung im Knochenmark hin.

Das Immunsystem vergisst nach einer Maserninfektion, mit welchen Erregern es zuvor in Kontakt gekommen war. Das PEI-Forschungsteam fand diesen Befund im Tiermodell bestätigt. Frettchen wurden zunächst gegen Influenza geimpft, einige Tiere danach mit einem mutierten Hundestaupevirus (canine distemper virus, CDV) infiziert, das mit dem Masernvirus verwandt ist. Diese Tiere verloren die meisten Antikörper gegen Influenza und hatten einen schwereren Krankheitsverlauf als die nicht mit CDV infizierten Tiere.

Förderung

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Literatur

Petrova VN, Sawatsky B, Han AX, Laksono BM, Walz L, Parker E, Pieper K, Anderson CA, de Vries RD, Lanzavecchia A, Kellam P, von Messling V, de Swart RL, Russel CA (2019): Incomplete genetic reconstitution of B cell pools contributes to prolonged immune suppression after measles.
Sci Immunol 4: eaay6125.