Kommunikation schafft Transparenz
Impfstoffe sind ein Segen – doch müssen sie stets verfügbar sein. Das Paul-Ehrlich-Institut erkennt über ein Lieferengpass-Management Verknappungen bei Impfstoffen und steuert sie aus.
Das Paul-Ehrlich-Institut etablierte 2015 in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut und den Impfstoff-Herstellern ein Lieferengpass-Managementkonzept. Ein Ergebnis ist eine Liste auf der Internetseite des Paul-Ehrlich-Instituts, die darüber informiert, welche Lieferengpässe es gibt, wie lange sie voraussichtlich dauern werden und welche möglichen Alternativen es gibt. So können Anwender, vor allem Apotheken und Arztpraxen, frühzeitig auf Engpässe reagieren. Prof. Isabelle Bekeredjian-Ding, Leiterin der Abteilung Mikrobiologie, optimiert kontinuierlich mit ihrem Team das Meldesystem, das tagesaktuell die Liefersituation der Hersteller abbildet.
Die etablierten Instrumente und die in 2020 implementierten gesetzlichen Vorgaben ermöglichen uns, die Versorgung besser zu überwachen und durch geeignete Maßnahmen frühzeitig Abhilfe zu schaffen.
Prof. Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding , Leiterin der Abteilung Mikrobiologie
Die Corona-Pandemie führte zu Lieferengpässen bei Pneumokokken- und Influenza-Impfstoffen. Insbesondere Älteren und Risikogruppen empfahl die Ständige Impfkommission (STIKO) diese Impfungen. Wie SARS-CoV-2 können Influenzaviren und Pneumokokken schwere Lungenentzündungen verursachen. Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung stieg sprunghaft. Für Pneumokokken-Impfstoffe stellte das Bundesministerium für Gesundheit im März 2020 einen Versorgungsmangel fest. Damit greift eine Ausnahmeermächtigung nach §79 des Arzneimittelgesetzes, die den Import fehlender Impfstoffdosen ermöglicht – so konnten Pneumokokken-Impfstoffe importiert werden.
Auch die Versorgung mit Influenza-Impfstoffen erwies sich als Herausforderung – so viele Menschen wie nie zuvor wollten sich impfen lassen. Viele Arztpraxen hatten nicht ausreichend Influenza-Impfstoffe, und die Lager des Großhandels und der Apotheken waren leer. Was genau war die Ursache? Das Paul-Ehrlich-Institut nutzte sein Meldesystem für Verbrauchermeldungen und appellierte an Arztpraxen, Apotheken und Privatpersonen, Versorgungsengpässe zu melden. Es zeigte sich schnell, ganz Deutschland litt unter einer Verknappung der Impfstoffe. Das bestätigte auch eine vom Paul-Ehrlich-Institut initiierte Ärzteumfrage. Erst nach schrittweiser Auslieferung der Bundesreserve zwischen Oktober und Dezember entspannte sich die Situation und im Lockdown vor Weihnachten sank die Nachfrage. Gleichzeitig gingen Infektionen mit Pneumokokken und Influenzaviren aufgrund des Lockdowns und anderer Schutzmaßnahmen stark zurück.
Wir haben Verantwortung übernommen, die Stakeholder an einen Tisch geholt und ein transparentes Lieferengpass-Managementsystem etabliert.
Rund 25 Millionen Dosen Influenza-Impfstoffe hat das Paul-Ehrlich-Institut 2020 für Deutschland freigegeben, rund fünf Millionen mehr als je zuvor. Es zeigte sich: Die Anzahl der Dosen war ausreichend. Doch der Ansturm auf die Impfstoffe startete in der Pandemie früh, was initial zu Verteilungsschwierigkeiten führte. Planungen, um Versorgungsengpässe in der nächsten Saison zu vermeiden, laufen bereits.